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Wie Hänschen putzt, so macht es Hans ein Leben lang
Die Zahnbürste ist sicher ein sehr wichtiges Utensil zur Gesunderhaltung der Zähne. Bis dahin ist man sich (meistens) einig, doch dann beginnen die Meinungsverschiedenheiten. Sie betreffen die Form der Zahnbürste und das Design ihrer Borsten und sie setzen sich fort bei dem Wie, Wo und Wann des Zähneputzens. Auch über die Dauer und die verwendete Zahnpasta wird diskutiert. Und natürlich darüber, ob eine elektrische Zahnbürste besser ist, als eine einfache Handzahnbürste. Diese Kontroversen sind nicht verwunderlich, wenn unterschiedliche Produkte und Putztechniken empfohlen werden. Es sei daher gestattet, in dieser Rubrik auch die von mir favorisierte Zahnputztechnik mit einer einfachen Handzahnbürste zu demonstrieren, die für alle Altersgruppen geeignet ist und sich an Empfehlungen der Schweizer Schulzahnpflege anlehnt. Lediglich bei bekannter, fortgeschrittener Parodontitis, die bei Kindern und Jugendlichen sehr selten vorkommt, sollte diese Technik modifiziert werden.
Reinigung der Kauflächen Die meiste Karies entwickelt sich in den Rillen (Fissuren) der Backenzähne (Molaren und Prämolaren) und in den Furchen zwischen den Zähnen (Interdentalräume). Hier ist besondere Sorgfalt bei der Reinigung angebracht. Sinngemäß gilt das natürlich auch für das Milchgebiss.
Bild 1: Frasaco-Modell der Kauflächen, Unterkiefer links
Im Gipsmodell einer Zahnreihe (Fa. Frasaco) erkennt man, dass die Rillen von vorn nach hinten und die Furchen von außen nach innen verlaufen (oder jeweils umgekehrt, je nach Blickrichtung). Das Putzen der Kauflächen erfolgt daher durch kurze Hin- und Herbewegungen entlang der Zahnreihen und durch die gleichen Bewegungen rechtwinklig dazu (Kreuzputztechnik). Hierzu Video 1:
Alle Videos zeigen nur die prinzipielle Technik. Um alle Gebissregionen gründlich zu reinigen sollte man etwa 10 Zahnbürstenbewegungen pro Stelle ausführen, was deutlich mehr Zeit beansprucht. Die kurzen Videos zeigen das gut erhaltene Gebiss eines über 70-Jährigen, vollbezahnt, ohne Kronen und Brücken, lediglich mit einigen Füllungen aus der Jugend und ohne Wurzelbehandlungen. Geringe Teebeläge sind für die Zahngesundheit unerheblich.
Reinigung der Außenflächen In Bild 2 ist die Ansicht der linken Unterkiefer-Zahnreihe von außen dargestellt. Man erkennt, dass der Raum zwischen den Zähnen ebenfalls eine Furche (Kerbe) darstellt, die von oben, von der Kaufläche, nach unten bis zum Zahnfleisch reicht. Gereinigt wird dieser Raum und natürlich auch die äußeren Zahnflächen mit kleinen Auf- und Abbewegungen der Zahnbürste, Stelle für Stelle. Die hintere Seite des letzten Zahnes wird durch kreisförmige Auswischbewegungen gereinigt.
Bild 2: Frasaco-Modell der Außenflächen, Unterkiefer links
Hierzu Video 2: Reinigen der Außenflächen im Oberkiefer, Video 3: Reinigen der Außenflächen im Unterkiefer und Video 4: Reinigen der Rückseite des letzten Backenzahnes.
Reinigung der Innenflächen Jetzt kommt der schwierigste Teil des täglichen Zähneputzens, der auch gern einmal ausgelassen wird. Dicker Zahnbelag, Zahnstein und Karies können die Folgen sein. Auch für Zahnärzte sind Füllungen oder andere therapeutische Maßnahmen in diesem Bereiche schwieriger, als bei Kauflächen oder Außenflächen. Und generell gilt: Je weiter hinten, desto mühsamer.
Bild 3: Frasaco-Modell der Innenflächen, Unterkiefer links
Auf Bild 3 mit der Innenansicht der Backenzähne des linken Unterkiefers erkennt man, dass der Raum zwischen den Zähnen ebenfalls eine Furche (Kerbe) darstellt, die von der Kaufläche nach unten bis zum Zahnfleisch reicht. Wie bei den Außenflächen reinigt die Zahnbürste mit kleinen Auf- und Abbewegungen, wobei sie allerdings jetzt senkrecht steht. Analoges gilt für den Oberkiefer.
Hierzu Video 5: Reinigen der Innenflächen im Oberkiefer vorn, Video 6: Reinigen der Innenflächen im Oberkiefer hinten, Video 7: Reinigen der Innenflächen des Unterkiefers vorn und Video 8: Reinigen der Innenflächen des Unterkiefers hinten.
Reinigung der Zahnzwischenräume (Interdentalräume)
Bild 4: Form der Zahnzwischenräume (Interdentalräume): 1: offen , 2: etwa punktförmig, 3: flächig
Es gibt, grob eingeteilt, drei Arten von Interdentalräumen (Bild 4): 1. offen, ohne Kontakt der benachbarten Zähne, 2. etwa punktförmiger Kontakt der benachbarten Zähne, 3. flächiger Kontakt der benachbarten Zähne.
Zur Reinigung der 1. Art reicht meist die gründliche Kreuzputztechnik mit einer weichen Zahnbürste. In den beiden anderen Fällen ist die Verwendung von Zahnseide und Zahnzwischenraum-Bürstchen 2 bis 3 mal die Woche zu empfehlen. Wegen der Anatomie der Milchzähne ist im Milchgebiss nur Zahnseide angezeigt, deren Gebrauch für Kinder unter etwa 8 Jahren technisch allerdings zu schwierig ist. Bis zum Ende der Grundschulzeit sollten daher die Eltern diese Aufgabe der Reinigung übernehmen. Besondere Sorgfalt sollte dabei auf die Kontakte zwischen Milchzähnen und ersten bleibenden Backenzähnen (ab etwa 6. Lebensjahr) verwendet werden. Eventuell überstehende Füllungsränder sollten korrigiert oder die Füllung erneuert werden, damit die Zahnseide dort nicht hängenbleibt.
| Foto: privat
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